Duftnoten in der Kerzenherstellung verstehen

Die olfaktorische Pyramide: Kopf, Herz und Basis

Kopfnoten sind flüchtig und blitzschnell wahrnehmbar: Zitrus, spritziger Apfel, grüne Akzente. In Kerzen eröffnen sie die Reise kurz nach dem Anzünden. Dosierst du sie zu hoch, wirken sie scharf; zu niedrig, langweilig.

Soja, Raps, Paraffin: unterschiedliche Projektion

Sojablends betonen oft runde, warme Herzen; Paraffin projiziert Kopfnoten stärker, manchmal schärfer. Rapswachs zeigt sanfte, natürliche Anmutung. Teste denselben Akkord in mehreren Wachsen, um Nuancen wirklich zu verstehen.

Schmelzpunkt und Viskosität

Ein höherer Schmelzpunkt verzögert die Freisetzung, wodurch Herz- und Basisnoten dominanter erscheinen. Niedrigere Viskosität begünstigt schnelle Kopfnoten. Passe Dochte und Gefäßdurchmesser an, um eine harmonische Duftkurve zu erreichen.

Fixative und Harze als Anker

Natürliche Fixative wie Benzoe, Labdanum oder Tonkabohne stabilisieren flüchtige Kopfnoten und verlängern die Sillage. In Kerzen wirken sie als Anker, der die Pyramide zusammenhält, ohne die Leichtigkeit zu erschlagen.

Mischen mit System: Akkorde bauen und balancieren

Starte mit einem einfachen Verhältnis: drei Teile Basis, zwei Teile Herz, ein Teil Kopf. So erhältst du Stabilität und einen klaren ersten Eindruck. Variiere behutsam, dokumentiere, und vergleiche Ergebnisse objektiv.

Mischen mit System: Akkorde bauen und balancieren

Curing verändert alles. Was heute kantig wirkt, kann morgen rund sein. Rühre kleine Batches, notiere Dosierungen, rieche nach 24, 72 und 168 Stunden erneut. Geduld belohnt dich mit harmonischerem, vollständigerem Duftbild.

Testen wie ein Parfümeur: Sensorische Methoden für Kerzen

Der Kaltduft verrät Textur und Balance, der Warmduft zeigt Projektion und Entwicklung. Nutze standardisierte Brennzyklen, gleichbleibende Raumtemperatur und notiere Wahrnehmung in Intervallen. So werden Eindrücke vergleichbar und verlässlich.

Sicherheit, Normen und verantwortungsvolle Dosierung

IFRA/CLP und sichere Einsatzgrenzen

Prüfe IFRA-Kategorien und CLP-Kennzeichnungspflichten für jede Duftkomponente. Halte maximale Einsatzkonzentrationen ein, besonders bei hautsensibilisierenden Stoffen. So verbindest du großartige Duftnoten mit verlässlicher, regelkonformer Sicherheit.

Werkstattgeschichten: Fehler, Aha-Momente und kleine Triumphe

Der zu scharfe Zitrusstart

Ein frischer Zitrusakkord wirkte beim Warmduft stechend. Mit Benzoe fixiert, Bergamotte zugunsten Mandarine reduziert, erhielt die Pyramide Weichheit. Ergebnis: spritziger Auftakt, sonniges Herz, cremige Basis – endlich rund.

Vanille-Tabak und die geduldige Reife

Erst flach, dann magisch: Nach einer Woche Curing verschmolz die rauchige Tabaknote mit Vanille und Kakao. Die Basis gewann Tiefe, während das Herz samtiger und einladender wurde.

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